Interviewreihe: 10 Fragen an 10 Experten zum Online-Marketing Arbeitsmarkt

„Online-Marketing ist noch unbelastet von Politik und Macht.“

Claudia Dederichs | Head of Human Ressources | Internetone AG

Mit der rasanten Entwicklung der Online-Marketing-Branche wird auch ihr Arbeitsmarkt immer attraktiver. Insbesondere junge Leute zieht es verstärkt in Unternehmen, die sich auf das Internet fokussiert haben. Doch was erwartet Mitarbeiter im Online-Marketing? Genau das haben wir 10 Branchenexperten gefragt. Den Anfang macht Claudia Dederichs, Personalchefin bei der INTERNETONE AG. Im Interview spricht sie über soziales Engagement, Individualität und eigenverantwortliches Arbeiten.

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online-marketing-jobs.de: Liebe Frau Dederichs, Sie sind Personalchefin bei der Full-Service-Agentur INTERNETONE AG. Sie besetzen daher sicher schon seit Jahren erfolgreich vakante Stellen mit dafür geeigneten Bewerbern. Was sollte man als solcher in der Online-Branche grundsätzlich mitbringen?

Claudia Dederichs: Um ganz ehrlich zu sein: ich finde es ist egal in welcher Branche man arbeitet, man sollte für das was man tut immer Leidenschaft mitbringen. In meinem Büro hängt folgendes Zitat: “don’t pick a job with great vacation time, pick one that doesn’t need escaping from.” Und das trifft auf die Online-Branche genauso zu, wie auf jede andere Branche. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit meiner Meinung nach höher, genau das in der Online-Branche zu finden. Hier sind nämlich in der Regel die Strukturen flexibel und die Möglichkeiten sich von Tag 1 an einzubringen und einen Beitrag zu leisten größer als in vielen Offline-Unternehmen. Daher sollte man als Bewerber neben der Leidenschaft auch den Wunsch nach Eigenverantwortung mitbringen und die Lust in dynamischen, sich ständig verändernden Märkten, kontinuierlich dazu zu lernen.

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online-marketing-jobs.de: Und was muss dagegen ein Arbeitgeber im Online-Bereich bieten, um gute Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig halten zu können?

Claudia Dederichs: Ich denke, dass es auf diese Frage nicht die Allheil-Antwort gibt. Denn so wie es nicht „das“ Unternehmen gibt, gibt es ja auch nicht „den“ Mitarbeiter. Für den einen ist es super wichtig, dass es einen gemütlichen Aufenthaltsraum gibt und kostenlose Getränke. Der andere wünscht sich verantwortungsvolle Aufgaben und eine klare Karriere aufgezeigt zu bekommen. Wichtig ist es als Unternehmen zu wissen, was man denn überhaupt im Angebot hat und das dann auch so zu präsentieren, dass der potenzielle Mitarbeiter sich gezielt das aussuchen kann, was zu ihm passt.

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online-marketing-jobs.de: Welche Segmente im Online-Marketing erfreuen sich aktuell besonderer Beliebtheit? Und decken sich diese mit der Nachfrage auf Arbeitgeberseite?

Claudia Dederichs: Vielen Bewerbern fällt beim Thema Online-Marketing oft SEO oder Social-Media Marketing als Erstes ein. Dabei sind dies nur 2 Bereiche von vielen. Wir sind seit Firmengründung in 2009 auf den Bereich Performance Marketing spezialisiert. Am Anfang haben wir da doch das ein oder andere Mal erklären müssen, was das genau bedeutet. Der ganze Bereich hat aber mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, sodass wir hier auf jeden Fall keine „Aufklärungsarbeit“ mehr leisten (lacht).

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online-marketing-jobs.de: Gefühlt werden heutzutage viele Aufträge an Freelancer vergeben und es wird immer weniger inhouse produziert und abgewickelt. Verlieren Anstellungen im OM-Bereich an Popularität? Setzen die Unternehmen lieber auf externe Dienstleister? Auf Agenturen?

Claudia Dederichs: Der Online Bereich ist heute für kaum ein Unternehmen nicht von Relevanz. Die Frage ist aber ja, wie so oft im kaufmännischen Tun, make or buy. Und da muss ich sagen sollte jedes Unternehmen individuell entscheiden was Sinn macht. Mittlerweile stellen immer mehr Unternehmen Mitarbeiter im Bereich Online-Marketing selbst ein. Konnte man vor 10 Jahren nur in Agenturen diese Stelle finden, so findet man es mittlerweile in so gut wie jedem Unternehmen, von Start-up bis Konzern. Die Tätigkeiten sind jedoch weiterhin alles andere als die gleichen. In vielen Unternehmen wird entweder nur sehr rudimentär Online-Marketing selbst betrieben um einfach ‚dabei zu sein‘ und damit nur an der Oberfläche gekratzt, oder aber die Hauptaufgabe dieser Mitarbeiter besteht größtenteils in der Koordination externer Dienstleister und Agenturen. Sowohl der Bedarf als auch die Nachfrage nach Online-Marketers ist daher gestiegen, aber als Bewerber sollte man genau darauf achten was jeweils unter der angebotenen Stelle verstanden wird.

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online-marketing-jobs.de: Welche Rolle spielen heutzutage flexible Arbeitszeiten, also Teilzeitmodelle und Home-Office-Lösungen?

Claudia Dederichs: Es gibt Mitarbeiter, denen sind solche Lösungen extrem wichtig und andere, für die stehen andere Dinge viel höher auf der „Wunschliste“. Daher sollte sich jedes Unternehmen immer individuell die Frage stellen: was wollen MEINE (potenziellen) Mitarbeiter? Und nicht, was könnte denn so grundsätzlich der Mitarbeiter Max Mustermann aus Musterstadt gut finden. Arbeitszeitmodelle sind da wirklich nur ein Bestandteil von sehr vielen.

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online-marketing-jobs.de: Wie kann ein Jobsuchender herausfinden, ob ein Arbeitgeber hält, was er verspricht? Sind die einschlägigen Bewertungsportale im Internet da ein gutes Instrument?

Claudia Dederichs: Bewertungsportale sind sicher ein Anhaltspunkt um ein erstes Gefühl zu bekommen wie ein Arbeitgeber tickt. Aber den allumfassenden Eindruck bekommt man da natürlich auch nicht. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich als Bewerber traut konkret nachzufragen. Ich bin schon häufiger gefragt worden: „warum arbeiten Sie bei der INTERNETONE AG?“ oder „wie genau sieht Ihre Unternehmenskultur aus? Wie zeigt sich diese im Alltag?“. Umso konkreter gefragt wird, um so konkreter sind die Antworten. Und falls nicht, sagt das vielleicht auch mehr als jede Antwort (lacht).

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online-marketing-jobs.de: Konzern, Agentur, Startup: Können Sie eine Empfehlung abgeben, in welcher Lebensphase man sich in welche Richtung orientieren sollte? Oder ist das absolut individuell?

Claudia Dederichs: All diese Strukturen bieten unterschiedliche Dinge. Während im Start-up oft eine sehr große Verantwortung übertragen wird lernt man im Konzern viel prozessualer und oft auch „politischer“ zu arbeiten. Agenturen ermöglichen dahingegen meist eine enorme Vielfalt. Sicherlich ändert sich der Wunsch nachdem was „im Moment“ für einen Mitarbeiter wichtig ist auch mit der Lebensphase, in der er sich gerade befindet. Aber mein Eindruck ist, dass es auch viel mit dem Grundcharakter eines Menschen zusammenhängt welcher Unternehmenstyp für ihn grundsätzlich in Frage kommt.

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online-marketing-jobs.de: Nachhaltigkeit hält Einzug in der Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen setzen auf ethisch vertretbare Produktionswege, Produkte und Arbeitsbedingungen. Ist auch bei Unternehmen im Bereich Online-Marketing so ein Trend zu erkennen?

Claudia Dederichs: Bei produzierenden Unternehmen tauchen diese Themen sicher an deutlich mehr Stellen auf als bei Dienstleitungsunternehmen. Jedoch ist das Thema soziales Engagement, zumindest bei uns, immer wichtig gewesen und wird auch in 2017 wieder einen hohen Stellenwert einnehmen. Wir werden dann zum ersten Mal gezielt Projekte fördern mit einem technischen, digitalen Bezug. Also ja, ich denke auch im Bereich Online-Marketing kann man, wenn man will, diesen Themen den nötigen Raum geben.

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online-marketing-jobs.de: Hand aufs Herz: Ein Großteil der wirklich exklusiven Stellenvergaben laufen auch im Online-Bereich über Vitamin B, oder?

Claudia Dederichs: Ich muss Sie enttäuschen: nein, so ist es nicht (lacht). Tatsächlich ist das auch ein Grund warum ich diese Branche so mag. Sie ist noch „unbelastet“ von Politik und Macht. Es zählt was du kannst und nicht wen du kennst. Und ich hoffe, dass sich die Branche das auch noch sehr lange bewahren kann.

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online-marketing-jobs.de: Warum ist die INTERNETONE AG eine gute Anlaufstelle für arbeitssuchende Fachkräfte?

Claudia Dederichs: Bei unserer letzten Mitarbeiterbefragung wurde auf die Frage: „Was gefällt dir bei uns?“ fast einheitlich geantwortet: „ich mag es eigenverantwortlich einen Beitrag zu dem zu leisten, was uns so erfolgreich macht.“

Also jeder, der gerade nickend diese Zeilen liest und sich denkt „das will ich auch“: für den sind wir die richtige Anlaufstelle (lacht).

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