TikTok: Sensibler Umgang mit den Daten?

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TikTok: Sensibler Umgang mit den Daten?

Der US-Dienstleister URL Genius hat analysiert, was Social-Media-Plattformen mit den Daten ihrer Nutzer anfangen. Als ziemlich eindeutig stellt der Mobile-Marketing-Spezialist dabei heraus: Vor allem TikTok sammelt Nutzerdaten hauptsächlich für Dritte, viele andere Plattformen nutzen die Daten dagegen lediglich für eigene Zwecke. Dies hat eine Tracking-Analyse bekannter Social Apps ergeben.

Sowohl TikTok als auch YouTube sammeln deutlich mehr Nutzerdaten in ihren Apps, als die Konkurrenz. Doch offenbar gehen die beiden Social-Media-Plattformen unterschiedlich mit dem gesammelten Wissen um. Während YouTube persönliche Daten der User vor allem für eigene Zwecke nutzt, etwa um die Werbung besser auf diverse Zielgruppen zuzuschneiden, gibt TikTok seine Daten deutlich öfter an Drittanbieter weiter. URL Genius hat das Nutzertracking in 200 Apps und 20 verschiedenen Kategorien untersucht und kommt zu dem Schluss: TikTok sammelt zum einen deutlich mehr Daten als Twitter, LinkedIn, Telegram, Instagram, Facebook, Messenger, Snapchat und WhatsApp. Zum anderen ist TikToks Umgang mit den User-Daten offenbar nicht so sensibel, wie die Plattform-Betreiber gemeinhin beteuern.

Google-Ableger YouTube nutze die persönlichen Daten der User dagegen vor allem für das relevante Anzeigen von Werbung, etwa über die Standort-Verfolgung oder den Suchverlauf. Bei TikTok sei nach der Daten-Weitergabe an Drittanbieter schwer nachvollziehbar, was damit eigentlich geschieht.

Daten: Wohin geht die Reise?

Für seine Analyse hat der Mobile-Spezialist URL Genius die Apple-iOS-Funktion ‚App-Aktivität aufzeichnen‘ genutzt und berechnet, wie viele diverse Domains die Aktionen eines Users im Laufe eines einzigen Besuchs verfolgen – und dies bereits vor einer Anmeldung in seinem Konto. Fazit: In der Sparte Social Apps übertrafen TikTok und Youtube alle anderen Apps deutlich. Beide hatten jeweils 14 Netzwerkkontakte, die anderen Apps hatten im Schnitt jeweils sechs Netzwerkkontakte.

Da zehn der YouTube-Tracker jeweils Netzwerkkontakte von Erstanbietern waren, liegt auf der Hand, dass die Benutzeraktivität jeweils vor allem für eigene Zwecke verwendet wird. Lediglich vier der Kontakte kamen von Drittanbieter-Domains. Bei TikTok dagegen stellt sich das Datennutzungs-Verhältnis deutlich anders dar: 13 von 14 Netzwerkkontakten auf der App kamen von Drittanbietern. Interessanterweise kam es auch dann zum Tracking von Drittanbietern, wenn User nicht zugestimmt hatten, das Tracking überall zuzulassen.
Die Autoren der Analyse kommen zu der Folgerung, dass die Tiktok-User derzeit nicht erkennen können, wie ihre Daten verwendet und welche Daten mit Netzwerken von Dritten geteilt werden. Bislang gestattet die Datenschutzrichtlinie von TikTok die Weitergabe persönlicher Daten an den chinesischen Mutterkonzern ByteDance. Da wirkt das Versprechen von TikTok, sensibel mit den Daten der User umzugehen, recht unglaubwürdig.

Auch andere sammeln für Dritte

Doch nicht nur die Social-Media-Plattform TikTok sammelt auffällig viele Daten für Drittanbieter. Wie die Analyse zeigt, gehen die Apps von Magazinen und News-Seiten ganz ähnlich vor. Diese Apps weisen sehr viele Netzwerk-Kontakte auf – bei Magazinen sind es durchschnittlich 28. Diese Daten werden überwiegend für Dritte gesammelt. Genauso weit vorn beim Weitergeben von Daten an Dritte sind die Sparten Musik, Sport, Entertainment, Lifestyle, Food und Shopping. Vergleichsweise wenig Netzwerk-Kontakte haben die Gaming Apps.

Insgesamt ermittelte die Studie, dass eine App im Schnitt 15 Domains kontaktiert, davon sind gut 80 Prozent mit nicht bekannten Domains von Dritten verbunden.