Pro Impfen: Welche Impulse überzeugen Gegner?

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Pro Impfen: Welche Impulse überzeugen Gegner?

In den USA gilt sie bereits: Die Internetriesen Google und Facebook erlauben Mitarbeitern die Rückkehr ins Büro nur, wenn sie vollständig geimpft sind. Die beiden Firmen möchten unabhängig voneinander eine Impfpflicht für die Mitarbeiter auch auf andere Regionen ausweiten, sofern dies möglich ist. Unterdessen treibt Forscher um, welcher Kommunikationskanal Impfgegner am ehesten zu einem Gesinnungswechsel motivieren kann.

Ob Zwang ein wirksames Mittel ist, um Impfgegner zu überzeugen, ist stark umstritten. Doch wie können Impulse ausgesendet werden, die wirklich ankommen und ein Umdenken bewirken? Wie Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) herausfanden, ist es vor allem dem jeweiligen sozialen Umfeld zuzutrauen, auch hartgesottene Impfgegner ins Wanken zu bringen. Eine Tatsache sei demnach: Auch Zweifler sind bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen, wenn das persönliche Umfeld diese Erwartungshaltung hat und nötigenfalls damit droht, persönliche Kontakte einzuschränken oder gar abzubrechen.

Doch was hält Impfgegner eigentlich vom schützenden Pieks ab? Ein wichtiger Faktor ist der Einfluss von Verschwörungstheorien, die rund um die Vakzine vor allem in den sozialen Medien kursieren. Laut Dr. Kevin Winter vom IWM in Tübingen, konnte die Forschung „bereits wiederholt belegen und in zahlreichen Ländern nachweisen“, dass „Menschen, die Verschwörungstheorien Glauben schenken, auch gegenüber Impfungen skeptischer sind.“

Gemeinsam mit der University of Queensland in Australien hat das IWM insgesamt fünf Studien mit mehr als 1.200 Teilnehmern durchgeführt. So konnten erstmals Erkenntnisse darüber generiert werden. dass es eine direkte Verbindung zwischen dem Einfluss von Verschwörungstheorien und der Impfbereitschaft gibt. „Das soziale Umfeld ist der entscheidende Faktor“, so Winter. Wenn die Familie und Freunde dem Impfen gegenüber positiv eingestellt sind, hat das auch häufig eine Auswirkung auf eher skeptische Personen. Dies gelte übrigens nicht nur für die Immunisierung gegen COVID-19, sondern auch für andere Schutzimpfungen wie etwa die „Zeckenimpfung“, die vor FSME schützt.

Trotzdem gilt: Auch durch ein positiv gestimmtes soziales Umfeld können vermutlich nicht alle Impfskeptiker überzeugt werden. „Wer Impfungen grundsätzlich ablehnt oder bereits ein tief verwurzeltes verschwörerisches Umfeld hat“, sei vermutlich schwer zu erreichen, betont Winter. Dennoch sind die Erkenntnisse der Studie wertvoll für den Alltag: Wer frühzeitig mit Verwandten und Bekannten spricht, die sich skeptisch zeigen, könnte deren Impfbereitschaft vermutlich steigern und gleichzeitig die Ausbreitung von Verschwörungstheorien eindämmen.