IT-Mittelstand: Fachkräfte fehlen mehr denn je

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IT-Mittelstand: Fachkräfte fehlen mehr denn je

Im deutschen IT-Mittelstand hat die schwierige Wirtschaftslage bereits Spuren hinterlassen. Besonders großes Problem: der Fachkräftemangel. Abhilfe, so hofft die Branche, sollen Spezialisten aus Belarus und Russland schaffen.

Der IT-Mittelstand entwickelt sich laut Dirk Röhrborn, Mittelstandssprecher beim Digitalverband BITKOM, „besser als die Gesamtkonjunktur.“ Trotz Energiekrise, Problemen bei der Lieferkette, dem Krieg in der Ukraine und Stagflation komme die Branche derzeit vergleichsweise gut durch die Krise. Der aktuelle Bitkom-Ifo-Digitalindex weist für das Geschäftsklima des Mittelstandes in der IT einen beachtlichen Wert von 7,4 Punkten aus. Der Ifo-Index für die Gesamtwirtschaft ist dagegen mit -15,7 Punkten recht abgeschlagen.

Der Bitkom-ifo-Digitalindex zeigt auf, wie es um die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen im kommenden halben Jahr bestellt ist. Daraus wird das Geschäftsklima berechnet. Ergebnis: Die aktuelle Geschäftslage und die Geschäftserwartungen im IT-Mittelstand klaffen aktuell gewaltig auseinander. Demnach wird die Geschäftslage mit 30,4 Punkten recht positiv gelistet. Für das kommende halbe Jahr sind die Geschäftserwartungen dagegen nicht so rosig: Im Februar kamen sie noch auf einen Wert von 19,3 Punkten, im September sanken sie enorm auf -13,3 Punkte. Ein besonderer Schwerpunkt war im neuen IT-Mittelstandsbericht auch den Themen Fachkräfte und Datenökonomie gewidmet.

IT-Fachkräftemangel: Bald 100.000 Stellen unbesetzt

Für die Ergebnisse zum Thema Fachkräfte wurden 851 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer telefonisch interviewt, sowie zusätzlich Personalverantwortliche aus Unternehmen, die drei oder mehr Beschäftigte haben. Wichtigstes Ergebnis: Der strukturelle IT-Fachkräftemangel schwächt die Digitalisierung in Deutschland. 96.000 Fachkräfte fehlen im IT-Bereich aktuell, Tendenz steigend. 66 Prozent der befragten Verantwortlichen erwarten, dass sich die Lage noch verschärfen wird.
Röhrborn betont, dass die Lage sich hierzulande „nicht über den eigenen Nachwuchs“ entspannen wird. Inzwischen könne nur noch jede zweite fehlende Stelle mit Fachkräften aus dem Inland besetzt werden.
Deshalb sei in Deutschland nicht nur das Thema Aus- und Weiterbildung ein Dauerbrenner, man müsse definitiv auch auf IT-Spezialisten aus dem Ausland setzen und auch deren Einwanderung erleichtern.
Bislang sei eine behördliche Sicherheitsprüfung die Voraussetzung für auswanderungswillige IT-Fachkräfte aus Russland und Belarus. Der Bitkom schlägt das Modell #greencard22 vor. Es handelt sich dabei um ein Sofortprogramm, über das Fachkräfte aus beiden Ländern unbürokratisch und schnell nach Deutschland auswandern können.

Daten immer wichtiger für Geschäftserfolg

Zum Thema Datenökonomie wurden vom Bitkom 604 Unternehmen in Deutschland befragt. Alle Teilnehmer gehen definitiv davon aus, dass der eigene Geschäftserfolg eng mit der Qualität der verfügbaren Daten zusammenhängt. Sieben Prozent der Befragten betonen, dass ihr Erfolg fast ausschließlich von datengetriebenen Geschäftsmodellen abhängt. 14 Prozent gehen aus, dass dieses Thema in den kommenden zwei Jahren noch viel wichtiger wird. Beim Thema Datenökonomie sehen die meisten Verantwortlichen allerdings noch Nachholbedarf: 35 Prozent sind auf diesem Gebiet laut eigener Aussage nicht auf der Höhe der Zeit, 19 Prozent merken jetzt erst, was sie in diesem Bereich versäumt haben und für 24 Prozent ist das Themenfeld an sich komplettes Neuland. Für mittelständische Unternehmen in Deutschland liegt hier offenbar noch enormes Potenzial brach.