Demonstrieren ja, nachhaltig kaufen kaum

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Demonstrieren ja, nachhaltig kaufen kaum

Wegen Corona mussten die „Fridays for Future“- Demos fast ein Jahr lang pausieren. Doch wie steht es aktuell um den Nachhaltigkeitsgedanken bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die vor der Pandemie auf die Straße gegangen sind und jetzt wieder damit starten? Unterscheidet sich ihr Online-Shopping-Verhalten überhaupt von jenem derer, die nicht demonstrieren? Appinio und die JOM Group haben in ihrer „Fridays for Future“-Studie 2021 diverse Aspekte untersucht.

Die Studie unterscheidet in ihrer Befragung zwischen jungen Menschen, die bereits Demonstrationen besucht haben und solchen, die es bislang nicht getan haben und tun. Fazit: 77 Prozent der „Fridays for Future“-TeilnehmerInnen informieren sich vor dem Kauf gelegentlich bis immer detailliert über ein Produkt, bevor sie es kaufen. Bei jenen, die nicht an Demos teilnehmen, sind es aber immerhin auch 67 Prozent. Interessant – man könnte auch sagen enttäuschend – ist, wo sowohl die eine als auch die andere Personengruppe am liebsten einkauft: Bei Amazon und Apple. Bei beiden Gruppen belegen diese Konzerne die ersten beiden Plätze. Nur beim dritten Platz fallen Unterschiede auf: Die Demo-TeilnehmerInnen nannten hier die Deutsche Bahn, die Nicht-TeilnehmerInnen den Coca-Cola-Konzern. Auffällig: Weder Amazon noch Apple oder Coca-Cola wurden von den Studienteilnehmern als nachhaltig arbeitende Konzerne eingestuft.
Im vergangenen Jahr belegten übrigens noch die Supermärkte Rewe und Edeka die Plätze zwei und drei – deutlich vor Apple. Vermutlich ist die nachlassende Beliebtheit der Unternehmen der Tatsache geschuldet, dass Einkaufen im Supermarkt während der Pandemie kein besonderes Vergnügen war und ist.

Ähnlich sieht es in beiden Gruppen auch beim Stichwort Markenbeliebtheit aus: Die Top-Lieblingsmarken sind Nike und Adidas, analog zum letzten Jahr. Als Hauptkriterien nennen die Befragten den modischen Style und die hochwertige Qualität der beiden Marken. Auf Platz 3 landet bei beiden Personengruppen wieder Apple, nur beim vierten Platz scheiden sich die Geister: Bei den Demo-Teilnehmenden besetzt die Bio-Marke Alnatura diesen Rang, bei den Nicht-Teilnehmenden der chinesische Mode-Konzern Shein.

Recherchiert wird digital

Kaum Unterschiede zeigen sich bei den beiden Personengruppen auch bezüglich der Informationsbeschaffung: Insgesamt recherchiert die junge Generation vor allem digital – gut 80 Prozent der Befragten gaben in beiden Gruppen an, sich vor allem online über Produkte und Dienstleistungen schlau zu machen.
Auffällig ist weiter: Den sozialen Medien vertrauen junge Menschen fast genauso wie Familienangehörigen und Freunden, wenn es darum geht, sich über Marken und Produkte zu informieren. Auf die Meinung und den Rat der Familie setzen hier 44 Prozent an erster Stelle, bei den sozialen Medien sind es 44,5 Prozent.
Optimistisch, was das künftige Bewusstsein der Bevölkerung beim Thema Nachhaltigkeit betrifft, zeigten sich beide Personengruppen: Jeweils knapp 50 Prozent gehen davon aus, dass die Menschen im allgemeinen sensibilisiert sind und zumindest der Vorsatz da ist, sich bewusster zu informieren und einzukaufen.

Wie geht es weiter?

Was bedeutet diese Studie für die Praxis? Lässt das Fazit „Demonstrieren ja, nachhaltig kaufen kaum“ überhaupt den Schluss zu, dass die „Fridays for Future“-Bewegung ernst genommen werden kann? Das werden vor allem die nächsten Jahre zeigen. Bei vielen klopft zumindest das Gewissen an, wenn sie nicht nachhaltig kaufen. Wenn das Klopfen lauter wird, ist es vielleicht nur noch ein kleiner Schritt dahin, nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis etwas zu verändern und auch beim Shoppen alternative Wege zum Mainstream zu gehen.