Online-Shopping und die soziale Verantwortung

Zur News-Übersicht

Online-Shopping und die soziale Verantwortung

Laut der COP26, der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021, schmeichelt eine aktuelle Studie dem Engagement der jungen Generation in Sachen Umwelt. Vor allem beim Online-Shopping liege der Fokus der Jugend auf sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit. Doch sind das wirklich die Fakten? Antworten gibt die Studie selbst.

Es liest sich zweifelsfrei nett und beruhigend: 80 Prozent der 18- bis 30-Jährigen in Deutschland geben an, dass Ihnen beim Online-Shopping das Thema soziale Verantwortung besonders am Herzen liegt. Auch 72 Prozent der befragten 30-40-Jährigen betonen dies. Die über 55-Jährigen zeigen sich verhaltener, doch immerhin knapp über die Hälfte (56 Prozent) will beim Online-Shopping ebenfalls soziale Verantwortung übernehmen.

Alle lieben Amazon

Die aktuelle Erhebung von Packlink zeigt klar: Die Deutschen lieben E-Commerce. Fast 90 Prozent tätigen mindestens einen Einkauf pro Monat, ein Drittel shoppt wöchentlich online. Bislang werden große Marktplätze bevorzugt. Die Klassiker sind der Favorit Amazon, dann folgen eBay und AliExpress. Bei kleinen Shops kaufen gerade einmal 6 Prozent.

Deutschland ist E-Vorreiter

Wie viel geben die Deutschen online aus? Bei 70 Prozent sind es mehr als 50 Euro monatlich, gut ein Viertel shoppt für mehr als 100 Euro. Investiert wird vor allem in Geschenke, Bücher und Lebensmittel.

Unterschiede im europäischen Vergleich: Die Deutschen stecken deutlich mehr Geld in den E-Commerce als die Franzosen – aber weniger, als die Spanier. In Deutschland kaufen die meisten Verbraucher Lebensmittel (29 Prozent).

Soziales Shoppen auf Amazon?

So viel zu den Zahlen der Studie. Der Wunsch der KonsumentInnen, sozial und verantwortungsbewusst online einzukaufen, ist offenbar vorhanden. Doch wird das auch wirklich umgesetzt? Angesichts der Tatsache, dass nur 6 Prozent der deutschen VerbraucherInnen auch bei kleinen Shops einkaufen, kann man daran zweifeln. Die Mehrheit setzt auf die Monopolisten. Damit Monopolisten ihre Stellung wahren können, setzen sie vor allem auf eines: Totale Überwachung der Arbeiter in den Logistikzentren. Die befinden sich meist irgendwo auf dem platten Land. Bedeutet: Die Mitarbeiter müssen zusätzliche Wege und vor allem Zeit einplanen, die ihnen niemand vergütet. Dann die Paketboten: sie arbeiten unter enormen Zeitdruck für Niedriglöhne und schieben nicht selten 13-Stunden-Schichten. Wären da noch die angedrohten Strafzahlungen, die in Verträgen von etwa Amazon mit Subunternehmen nicht einmal mehr sonderlich verklausuliert sind. Damit arbeiten Amazon und Co. gerne, um noch mehr Druck zu erzeugen. Amazon etwa erwirtschaftet einen beachtlichen Teil seiner Gewinne in Europa, im vergangenen Jahr waren es etwa 44 Milliarden Euro. Durch Corona kann sich der Konzern über ein erhebliches Umsatzplus (ca 24,7 Milliarden Euro) allein in Deutschland freuen. Doch trotz enormer Gewinnsummen zahlt Amazon keine Körperschaftssteuer in Europa.

Praktisch ja, ehrenhaft nein

Vielleicht kann man kaum anders arbeiten, um eine solch dominante Position auf dem Markt zu halten und jeder einzelne muss entscheiden, ob er trotz aller Fakten bei den Monopolisten einkaufen möchte, oder nicht. Via Amazon und Co. geht alles schnell und preisgünstig, ohne Frage. Da ist es verständlich, dass viele, die wegen Corona zusätzlich finanziell gebeutelt sind, so sparsam wie möglich shoppen möchten. Aber ist es sozial verantwortungsvolles Handeln? Wohl kaum. Es ist praktisch, zeitsparend und günstig. Warum kann man das nicht einfach so stehen lassen, statt etwas Ehrenrühriges daraus zu machen, das nichts ist, als pure Augenwischerei? Was soll sich wirklich ändern, wenn die Veranstalter von Klimakonferenzen nichts anderes tun, als den Modulen unseres Wirtschaftssystems die prall gefüllten Bäuche zu kitzeln?