Mittelstand kürzt bei klassischer Werbung

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Mittelstand kürzt bei klassischer Werbung

Die Inflation ist in den deutschen mittelständischen Unternehmen längst angekommen und die Verantwortlichen reagieren: Aktuell vor allem mit drastischen Budgetkürzungen der Marketing-Etats. Beim klassischen Marketing wird der Rotstift merklich angesetzt, die digitalen Kanäle sind klar im Vorteil.

Drei Viertel der mittelständischen Unternehmen sind nach eigenen Angaben sehr stark von der Inflation betroffen. Dies hat Crossvertise ermittelt. Die Online-Mediabuchungsplattform aus München hat 123 kleine und mittlere Firmen befragt und Erkenntnisse zu den Themen Inflation und deren Bedeutung für die Marketingpläne der Unternehmen im zweiten Halbjahr dieses Jahres gewonnen. Insgesamt gehen 60 Prozent der Befragten davon aus, dass ihr Unternehmen in den nächsten sechs Monaten Gewinnrückgänge verkraften muss, ein Fünftel der Teilnehmer geht von einem Minus aus, das mindestens 15 Prozent beträgt.

Werbeeinsparungen sollen andere Kosten kompensieren

Eingespart werden soll deshalb vor allem beim Marketing. Die Hälfte der Studienteilnehmer geht von klaren Kürzungen ihres Unternehmens in diesem Bereich aus. 76 Prozent wollen definitiv weniger Geld für Werbung ausgeben als im Vorjahr, ein Drittel geht von Kürzungen um bis zu 30 Prozent aus. Fünf Prozent plädieren für Kahlschlag und werden in nächster Zeit überhaupt keine Werbung mehr schalten. Warum genau wird an der Werbung gespart? 77 Prozent sagen, dass sie durch die Einsparungen ihre steigenden Kosten in der Produktion, beim Personal und im Bereich Energie kompensieren möchten. 42 Prozent müssen unvorhergesehene Umsatzeinbußen ausgleichen. Knapp ein Drittel sagt, dass die Werbeeinsparungen eine Vorsichtsmaßnahme sind, denn die weiteren Entwicklungen sind ungewiss.

Doch ist es zielführend, einfach nur den Rotstift anzusetzen? Ein anderer Ansatz wäre, bei der Werbung die Reichweite besser im Blick zu behalten. Werbetreibende sollten vor allem versuchen, reichweitenerhaltend zu agieren, betont Christian Balbach, CEO von Crossvertise. Etwa könnten Zielgruppen aus den Werbezuwendungen ausgeklammert werden, die ohnehin schon Kunden für bestimmte Produkte sind und die deshalb nicht extra beworben werden müssen. Eine andere Idee wäre, die Werbeausstrahlung zu optimieren.

Ein Fünftel verändert den Mediamix

Komplett neu ausrichten möchte ein Fünftel der befragten Mittelständler seinen Media-Mix. Grundlage dafür soll vor allem das veränderte Mediaverhalten ihrer Zielgruppen sein. Die Hälfte der Befragten setzt sich zum Ziel, ganz neue Zielgruppen zu erreichen. Sicher ist, dass die digitalen Kanäle von den Veränderungen profitieren werden: 90 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie verstärkt in Online-Werbung investieren werden. An Social Media haben 70 Prozent große Erwartungen. Der große Verlierer ist Print: 40 Prozent der Mittelständler möchten in diesem Bereich reduzieren.
92 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die aktuelle Situation auf alle Unternehmen in Deutschland Einfluss haben wird und demnach fast alle ihre Budgets anpassen müssen.