Interviewreihe: 10 Fragen an 10 Experten zum Online-Marketing Arbeitsmarkt

„Die Möglichkeit als Bewerber in die Gesichter der MitarbeiterInnen zu schauen, hilft oft eine Entscheidung zu treffen“

Christian Städtler | Human Resources Manager | mobileJobs GmbH

Mit der rasanten Entwicklung der Online-Marketing-Branche wird auch ihr Arbeitsmarkt immer attraktiver. Insbesondere junge Leute zieht es verstärkt in Unternehmen, die sich auf das Internet fokussiert haben. Doch was erwartet Mitarbeiter im Online-Marketing? Genau das haben wir 10 Branchenexperten gefragt. Heute äußert sich Christian Städtler, Human Resources Manager bei der mobileJobs GmbH in Berlin. Im Interview spricht er über die hohe Relevanz von modernen Arbeitszeitmodellen, den aktuellen Kandidatenmarkt und gibt hilfreiche Tipps für Bewerber in der Branche.

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online-marketing-jobs.de: Lieber Herr Städtler, Sie sind Personalmanager bei der mobileJobs GmbH aus Berlin. Im Personalbereich sind Sie seit Jahren aktiv und vermitteln vakante Stellen mit dafür geeigneten Bewerbern. Was sollte man als solcher in der Online-Marketing-Branche grundsätzlich mitbringen?

Christian Städtler: Aus meiner Sicht ist es speziell in der Online-Marketing-Branche extrem wichtig sich mit den zu besetzenden Vakanzen tiefer auseinander zu setzen. Es geht nicht nur darum, eine Ausschreibung zu verstehen, sondern tiefgründiges Wissen aufzubauen. Dies ist aus mehreren Gründen enorm wichtig:

  • 1. Die Spreu vom Weizen trennen:
    Auf dem Online-Marketing-Recruitingmarkt werden viele Jobtitel verteilt, die den Fähigkeiten des jeweiligen Kandidaten noch nicht entsprechen, weil, vor allem Start Ups, diese als Verhandlungshebel ansetzen. Hier muss man bereits in der Vorauswahl und in den ersten Interviews stark selektieren. Dies ist nur möglich, wenn man sich in die spezielle Thematik des Online-Marketings eingearbeitet hat. Nur dann findet letztlich ein Dialog auf Augenhöhe statt.
  • 2. In 60-120 Minuten kann man sich schnell als fachkundig verkaufen:
    Was bedeutet das konkret? Wenn man als HR ManagerIn oder RecruiterIn nicht tief genug in der Materie steckt wird man potentiellen Kandidaten letztlich lediglich oberflächliche Fragen stellen können, die aus der Stellenausschreibung hervor gehen. Hierauf zu antworten ist oft sehr leicht für die BewerberInnen, da es oft ausreichend ist, generische Buzz Words zu verwenden um Fachwissen vorzutäuschen und den Interviewer so zu überzeugen. Hier gilt es mehr zu hinterfragen, um die tatsächliche Fachkompetenz zu ermitteln – vielleicht auch mit einem Vertreter der Fachabteilung an der Seite.
  • 3. HRler sollten Online Marketing Themen selbst anwenden:
    Auch im HR kommen wir um das Thema nicht mehr herum, hierfür ist es unabdingbar, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen oder eine Agentur zu beauftragen. Das bringt das eigene Recruiting voran und baut zudem wertvolle Fachkenntnisse auf.

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online-marketing-jobs.de: Und was muss dagegen ein Arbeitgeber im Online-Bereich bieten, um gute Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig halten zu können?

Christian Städtler: Grundsätzlich, nicht nur im Online-Marketing, gibt es mittlerweile mehr und bessere Argumente als nur Gehalt, Titel und andere harte Job-Fakten. In einem Kandidatenmarkt, in dem die Kandidaten durch den demografischen Wandel mehr und mehr im Vorteil sind, geht es um weiche Faktoren wie Inhalte, Perspektiven, spannende Projekte und Herausforderungen. Das sollte herausgestellt werden. Wichtig ist es dabei, die drängenden Fragen aus Kandidaten-Sicht zu beantworten: Welche Möglichkeiten kann man bieten, welche Inhalte sind spannend, wohin kann sich der Bewerber oder die Bewerberin entwickeln und welchen Einfluss kann die Person auf das gesamte Unternehmen/Projekt ausüben?

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online-marketing-jobs.de: Welche Segmente im Online-Marketing erfreuen sich aktuell besonderer Beliebtheit? Und decken sich diese mit der Nachfrage auf Arbeitgeberseite?

Christian Städtler: Social-Media-Themen sind nach wie vor weit vorne, was die Beliebtheit auf Kandidatenseite betrifft. Egal ob Content oder Advertising – auf die Frage, wo sich junge Menschen nach dem Studium sehen, habe ich oft den Satz „Hauptsache Online-Marketing, am liebsten etwas im Social-Media-Bereich“gehört. Arbeitgeberseitig rückt hingegen das Business Intelligence und Big Data Thema mehr und mehr in den Mittelpunkt. Potenzielle BewerberInnen können sich in diesem Segment im Prinzip aussuchen, welchen Job sie annehmen möchten. Hier ist die Nachfrage auf Arbeitgeberseite deutlich größer als das Angebot auf der Arbeitnehmerseite.

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online-marketing-jobs.de: Gefühlt werden heutzutage viele Aufträge an Freelancer vergeben und es wird immer weniger inhouse produziert und abgewickelt. Verlieren Anstellungen im OM-Bereich an Popularität? Setzen die Unternehmen lieber auf externe Dienstleister? Auf Agenturen?

Christian Städtler: Aus meiner Sicht ergibt sich dieses Phänomen aus zwei Hauptgründen:

  • 1. Unternehmen finden keine passenden Kandidaten
  • 2. Unternehmen erkennen nicht die langfristige Wichtigkeit des Themas

Den 1. Punkt muss man noch einmal in zwei Bereiche unterteilen. Viele Unternehmen finden keine geeigneten Kandidaten, da der Wettbewerb um die besten Talente enorm groß ist. Zweitens suchen viele Arbeitgeber einfach über die falschen Kanäle. Dort verwenden sie zudem schlechte Ansprachen und suchen nach der Eier legenden Wollmilchsau, was meist darauf zurückzuführen ist, dass sie sich, wie in der Antwort zu Frage 1 beschrieben, nicht intensiv genug mit ihrer Zielgruppe und den inhaltlichen Anforderungen an diese beschäftigen

Auf den 2. Punkt bezogen, kann ich sagen, dass ich immer wieder in interessanten Gesprächen heraus höre, dass das Online-Marketing-Thema noch nicht intensiv genug verstanden wird, die ständigen Änderungen als „unplanbar“ bezeichnet werden und es für viele immer noch nur ein aktueller Trend ist, der wieder abebben wird. Daher überlassen einige Unternehmen das Thema lieber externen Spezialisten. Der Vorteil aus ihrer Sicht ist, dass sie sich intern nicht damit beschäftigen müssen, keine Ressourcen darauf verschwenden müssen und sie gleichzeitig jederzeit das Budget des Projektes streichen können, ohne auf arbeitsrechtliche Besonderheiten achten zu müssen

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online-marketing-jobs.de: Welche Rolle spielen heutzutage flexible Arbeitszeiten, also Teilzeitmodelle und Home-Office-Lösungen?

Christian Städtler: Eine große. In den meisten Unternehmen ist mittlerweile angekommen, dass sie hier Lösungen anbieten müssen. Dabei ist wichtig: Es gibt nicht DAS richtige Modell, es geht immer darum, was macht aus Unternehmenssicht Sinn, was möchte der Bewerber/die Bewerberin? Wenn man hier genauer Bescheid weiß, gilt es zu prüfen, ob man beide Seiten in Einklang bringen kann. In den meisten Fällen können Unternehmen deutlich mehr Schritte auf die Arbeitnehmerseite zu gehen, als sie es sich vielleicht eingestehen wollen.

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online-marketing-jobs.de: Wie kann ein Jobsuchender herausfinden, ob ein Arbeitgeber hält, was er verspricht? Sind die einschlägigen Bewertungsportale im Internet da ein gutes Instrument?

Christian Städtler: Aus meiner Erfahrung her eignen sich Bewertungsportale leider nicht immer. Das liegt daran, dass hier primär verfälschte und zudem meist extreme Bewertungen abgegeben werden. Man kennt das aus dem E-Commerce Bereich, wenn ein Kauf „normal“ abläuft wird es einfach hin genommen, erst wenn etwas besonders positiv oder besonders negativ ins Auge fällt, geben wir eine entsprechende Bewertung ab. Als Indiz kann man die Portale aber natürlich heran ziehen und das sollte man auch, allerdings immer mit einer gesunden Distanz.

Jobsuchende dürfen mittlerweile den Anspruch haben auch mit dem potenziellen neuen Arbeitgeber ein Vorstellungsgespräch zu führen. BewerberInnen bereiten sich immer noch auf Kennenlerngespräche vor, indem sie sich ausmalen, welche Fragen auf sie zukommen und welche Antworten sie darauf geben können. Das ist auch nach wie vor richtig. Zusätzlich sollten auch sie sich ihre wichtigsten Fragen zurechtlegen. Hierfür eignen sich oft situative Fragen sehr gut: „Wie würden sie in folgendem Szenario reagieren“ etc. Zudem sollte man sich immer das Büro zeigen lassen, so hat man die Möglichkeit in die Gesichter der MitarbeiterInnen zu schauen, das hilft oft eine Entscheidung zu treffen. Was ich auch noch sehr nützlich finde, ist die Frage, ob man mit einem der Mitarbeiter einmal persönlich sprechen kann. Ein guter Arbeitgeber sollte davor keine Scheu haben.

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online-marketing-jobs.de: Konzern, Agentur, Startup: Können Sie eine Empfehlung abgeben, in welcher Lebensphase man sich in welche Richtung orientieren sollte? Oder ist das absolut individuell?

Christian Städtler: Das ist absolut individuell und ich rate das gründlich zu hinterfragen. Alles hat Vor- und Nachteile und jeder muss für sich bestimmen, was man vom Job und seinem Arbeitgeber erwartet. Ich habe schon so oft gehört, dass Leute in einem „jungen und dynamischen“ Umfeld arbeiten wollen, daher ein Startup genau das richtige ist. Nach vier Monaten kam dann die Kündigung. Grund: Man möchte zwar, dass der Arbeitgeber dynamisch sei, man selbst bringt diese Dynamik aber nicht immer mit, wenn es darum geht etwa länger zu arbeiten als es in anderen Unternehmen vielleicht üblich ist. Daher rate ich jedem immer sich auch die negativen Seiten anzuschauen und sich zu fragen, kann ich damit leben, auch für die nächsten zwei, drei oder vier Jahre?

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online-marketing-jobs.de: Nachhaltigkeit hält Einzug in der Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen setzen auf ethisch vertretbare Produktionswege, Produkte und Arbeitsbedingungen. Ist auch bei Unternehmen im Bereich Online-Marketing so ein Trend zu erkennen?

Christian Städtler: Ich denke dass dies ein gesellschaftlicher Trend ist. Das werden wir das auch im Online Marketing beobachten können. Trotzdem gibt es sicher Berufsfelder, wo nachhaltige Produktionswege oder Arbeitsbedingungen eine noch größere Rolle spielen. Immer wichtiger wird eine nachhaltige Unternehmensposition als Wert der Arbeitgebermarke. Kandidaten wollen zunehmend für Arbeitgeber arbeiten, die ihren Werten entsprechen und suchen danach aus. Nachhaltigkeit ist in dem Kontext ein wichtiger Wert.

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online-marketing-jobs.de: Hand aufs Herz: Ein Großteil der wirklich exklusiven Stellenvergaben laufen auch im Online-Bereich über Vitamin B, oder?

Christian Städtler: Nach wie vor spielen persönliche Netzwerke auf dem gesamten Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle. Ich denke, es ist auch in Ordnung, Empfehlungen genauer anzuschauen, zumindest wenn man der empfehlenden Person vertraut. Schließlich sind die eigenen Mitarbeiter die wertvollsten Botschafter der eigenen Arbeitgebermarke. Nach einer Empfehlung sollte man aber genauso vorgehen wie bei jeder anderen Bewerbung auch.

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online-marketing-jobs.de: Warum ist die mobileJobs GmbH eine gute Anlaufstelle für arbeitssuchende Fachkräfte?

Christian Städtler: mobileJob.com ist in jedem Fall eine gute Wahl für Fachkräfte, die etwas erreichen möchten. Wir sind gut aufgestellt in unserem Markt und verfügen über eine ausgezeichnete Perspektive. Allerdings definieren wir uns nicht darüber dass wir Kicker, Spielekonsolen und Club Mate Spender in unserem Büro installieren.

Wir sind nach wie vor ein Unternehmen, das die Wichtigkeit der Mitarbeiter nicht nur erkennt sondern in den Mittelpunkt stellt. Das bedeutet: Jeder Mitarbeiter soll die Chance bekommen, sich optimal entwickeln zu können. Dazu passen wir Jobs, Projekte, Schulungen und Entwicklunsgpläne individuell für jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin an. Wir wollen alle Mitarbeiter ihrem intrinsischen Karriereziel näher bringen, am liebsten begleiten wir sie dabei so lange es geht. Hierzu ist eine individuelle Betreuung und enge Kommunikation das Wichtigste. Dabei wollen wir auch Spaß haben. Aber im Kern geht es uns darum, unseren Mitarbeitern einen Weg aufzuzeigen, auf dem sie sich wohl, gefördert, gefordert und wertgeschätzt fühlen. Wer also den Anspruch hat sich selbst im Job weiterzuentwickeln, Verantwortung zu übernehmen und Themen voranzubringen ist bei uns genau richtig.

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