Infodemie Gefährliches Falschwissen hat Folgen

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Infodemie: Gefährliches Falschwissen hat Folgen

Gezielte Falschmeldungen schüren Verschwörungstheorien – das ist nichts Neues. Doch statt milde darüber zu lächeln wächst aktuell die Skepsis bei Internet-Nutzern weltweit: Vielleicht hat Bill Gates ja doch die WHO gekauft? Vermutlich ist das Corona-Virus tatsächlich eine chinesische Bio-Waffe? Falschmeldungen haben aktuell fatale Folgen, wie eine internationale Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung aufzeigt.

Falschmeldungen breiten sich weltweit aus

Eine massive „Infodemie“ sei kaum noch einzudämmen, beklagt Brüssel seit Wochen. Desinformationen breiten sich demnach rasch flächendeckend aus und halten sich hartnäckig – und dies nicht nur in Diktaturen, sondern gerade auch in demokratischen Staaten. Diese Befürchtungen werden nun von einer aktuellen Studie, die der Marktforscher Kantar für die Friedrich-Naumann-Stiftung durchgeführt hat, bestätigt: 7.300 Menschen aller Altersgruppen wurden während der Corona-Pandemie zu den Themen Mediennutzung und Falschmeldungen befragt – in Deutschland, Indien, den USA, Mexiko, Südafrika, Jordanien und den Philippinen.

Das Misstrauen in die Mainstream-Medien wächst

Ein Großteil der Befragten gab demnach an, „sehr gut“ bis „eher gut“ über die Corona-Pandemie informiert zu sein. 54 Prozent der Befragten räumten allerdings ein, dass sie es schwierig finden, zwischen Nachrichten und Fake News zu unterscheiden. 74 Prozent gaben an, dass die steigende Zahl von bewussten Falschmeldungen beunruhigend sei. 38 Prozent der in Deutschland Befragten gaben an, dass sie wissen, dass Medien auf Druck der Regierung in einigen Ländern Tatsachen über die Pandemie verschweigen.
Als Hauptinformationsquelle gaben 77 Prozent aller Umfrageteilnehmer weltweit das Fernsehen an. Darauf folgt bei 68 Prozent Social Media, danach rangieren bei 55 Prozent Zeitungsartikel im Internet und letztlich bei 46 Prozent andere Quellen im Internet. Radio als Informationsquelle ist nur noch bei 34 Prozent angesagt, Printmedien nutzen noch 25 Prozent.

Glaubwürdigkeit von Politikern und Ärzten schwindet

Die bewusste Einflussnahme auf die Nachrichten hat in Zeiten von Covid-19 konkrete Folgen: Drei Viertel der Befragten sagten aus, dass die Glaubwürdigkeit von Politikern und Ärzten im Sinkflug begriffen sei. Demnach würden zu viele bewusste Falschmeldungen die Kompetenz dieser Berufssparten zunehmend untergraben. In Südafrika waren gar 84 Prozent der Studienteilnehmer dieser Meinung, in Deutschland waren es 70 Prozent.

Corona im Fake-News-Dschungel

Zu den Fakten rund um das Corona-Virus befragt, gaben die Teilnehmer in großer Anzahl erschreckende Theorien wieder, die maßgeblich auf Falschmeldungen beruhen. Das Problem: Die Falschmeldungen werden von einem Großteil der Bevölkerung für bare Münze genommen. So sind ein Viertel der in Deutschland Befragten davon überzeugt, dass das Corona-Virus in einem chinesischen Labor gezüchtet wurde. In Indien glauben dies 79 Prozent der Bevölkerung. 38 Prozent der international Befragten halten das Virus für eine chinesische Biowaffe.

Bill Gates – an allem schuld?

International gesehen hat sich ein klares Feindbild heraus kristallisiert: Bill Gates. So glauben 50 Prozent aller international Befragten, dass der Microsoft-Gründer eine Zwangsimpfung aller Menschen durchsetzen wolle. 39 Prozent sagen, Bill Gates habe mehr Macht als ihre eigene jeweilige Landesregierung. 31 Prozent befürchten, Bill Gates wolle den Menschen Mikrochips einpflanzen, um Corona zu bekämpfen. 20 Prozent gehen davon aus, dass Gates die Weltgesundheitsorganisation WHO gekauft hat.