Firmen: Vorsicht ist die Mutter der Gehaltserhöhung
Nicht so üppig wie erhofft fallen die Gehaltserhöhungen der Unternehmen im aktuellen Jahr aus: Das Beratungshaus Kienbaum hat den „Faktencheck Gehaltsentwicklung 2024“ gemacht und herausgefunden, dass die Realität deutlich unter den Erwartungen liegt.
Die Gehaltsdynamiken in deutschen Unternehmen deuten vor allem auf Vorsicht hin. 4,7 Prozent waren prognostiziert, 2,8 Prozent mehr Gehalt fließt 2024 durchschnittlich tatsächlich in die Lohntüten. Bei der Studie haben 654 Personen mitgemacht und die Kernaussage der meisten ist, dass viele Firmen mit ihren vorab großzügigen Planungen nun doch nicht Schritt halten. Auch die Begründung dafür ist schnell gefunden: Die anhaltende Inflation mahnt die Entscheider zur Vorsicht bei allen Ausgaben. Im Vorjahr regte die Solidaritätspolitik vor allem an, den unteren Ebenen der Firmen-Hierarchien wegen der Inflation unter die Arme zugreifen. Dieses Vorhaben wird jedoch nur zögerlich umgesetzt. Auch Führungskräfte können sich nur über mäßige Erhöhungen von 2 bis 2,7 Prozent freuen. Fachkräfte dagegen erhalten im Schnitt 3,2 Prozent mehr Gehalt.
Auf die Unternehmensgröße kommt es an
Offenbar gibt es zwischen den Gehaltserhöhungen und der Unternehmensgröße einen Zusammenhang: Große Firmen sind bereit, durchschnittlich 3,2 Prozent mehr zu zahlen. Kleinere Betriebe erhöhen dagegen nur um bis zu 2,4 Prozent. Denkbar ist, dass die großen Firmen um Fachkräfte kämpfen, damit sie im internationalen Wettbewerb bestehen können.
Recht konstant geblieben sind die Erwartungen, was Einstiegsgehälter anbelangt, hier sprechen nur 8 Prozent der Unternehmen von einem Rückgang.
Ein weiterer schwieriger Punkt bleibt, neue Stellen zu füllen: Lediglich 23 Prozent der Teilnehmer finden es im Vergleich zum Vorjahr einfacher, offene Positionen zu besetzen.
Der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein Problem, wenn auch in leicht abgeschwächter Form. Wer etwas kann, fordert jedoch ein passendes Gehalt – offenbar können diesen Anspruch auch viele Fachkräfte in den Unternehmen durchsetzen.
Leistung wird belohnt
Die Vergütungsmodelle verändern sich auch dahingehend, dass sie sich immer mehr an der Leistung der Mitarbeitenden orientieren. Dabei gibt es viele flexible Modelle: Haben Firmen etwa ihr Unternehmensziel übertroffen, werden Boni ausgeschüttet. Hierdurch wird ein Zusammenhang zwischen Leistung und Belohnung offensichtlich. Doch immer noch lassen die Verantwortlichen vor allem Vorsicht walten: Das wirtschaftliche Umfeld ist wenig vorhersehbar, weshalb die Strategie in erster Linie aus Zurückhaltung besteht. Allerdings finden einige Befragte, dass etwas weniger Druck auf ihnen lastet, Gehälter erhöhen zu müssen. Im vergangenen Jahr spürten diesen Druck 92 Prozent, aktuell sind es noch 83 Prozent.