EU: Viele fordern Anonymität im Netz

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EU: Viele fordern Anonymität im Netz

Sollte die Nutzung des Internets anonymisiert werden? Der Meinungsforscher YouGov hat in neun EU-Ländern nachgefragt und ein überraschendes Ergebnis erhalten: 64 Prozent der Bürger in EU-Staaten fordern ein Recht auf anonyme Nutzung des Internets, lediglich 21 Prozent sind strikt dagegen. Doch in Deutschland sind überraschenderweise viele Nutzer gegen die Anonymität im Web. Im EU-Vergleich haben nur die Schweden noch mehr dagegen.

Aktuell in aller Munde ist im Europäischen Parlament das Digitale-Dienste-Gesetz. Auch über die Einführung eines Rechts auf die anonyme Nutzung des Internets wird abgestimmt, Dies hatte der Ausschuss für bürgerliche Freiheiten (LIBE) beantragt. In diesem Zusammenhang wollte das Meinungsforschungsinstitut YouGov wissen, wie die EU-Bürger über dieses Thema denken und hat eine repräsentative Umfrage in insgesamt 9 EU-Staaten gestartet. Fazit: 64 Prozent sind für die Anonymisierung, 21 Prozent haben sich dagegen ausgesprochen.

Ein Viertel der Deutschen ist dagegen

Interessanterweise stimmen unter den deutschen UmfrageteilnehmerInnen lediglich 59 Prozent einer Anonymisierung zu. Ein Viertel der Befragten spricht sich gar ausdrücklich dagegen aus. Dem restlichen Prozentsatz ist es eher egal. Noch weniger Ja-Stimmen zur Anonymisierung kommen nur aus Schweden: Dort fordern dieses Recht lediglich 53 Prozent und viele haben keine explizite Meinung zum Thema. Am häufigsten für eine Anonymitöt im Netz sprechen sich die Spanier mit 73 Prozent aus.

Anonymität schafft auch Hater

Warum gibt es zu diesem Thema im Ländervergleich so viele Unterschiede? Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Schattenseiten der anonymen Internetnutzung nicht überall gleich stark diskutiert und öffentlich gemacht werden. In Deutschland sind dagegen in letzter Zeit Themen wie „Hass im Netz“ und Cybercrime stark in den Fokus gerückt – nicht zuletzt durch große Kampagnen, die häufig von Prominenten InstagrammerInnen oder BloggerInnen angestoßen wurden. Der Begriff „Hater“ ist hierzulande wohl inzwischen jedem User geläufig. Vielen Deutschen macht die Verrohung im Netz Angst und sie haben Sorge, auf ihren Profilen selbst Opfer solcher Hass-Attacken zu werden, Auch ist das Angebot digitaler Dienste in der öffentlichen Verwaltung nicht in jedem EU-Land gleich stark ausgebaut. Je weniger digitale Services es in dieser Sparte gibt, desto geringer ist vermutlich auch die Sehnsucht nach Anonymität.
Für die Studie wurden Bürger aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Tschechien, Spanien, Österreich, Schweden und Belgien befragt. In Auftrag gegeben hatte die Erhebung Patrick Breyer, Europaabgeordneter der Piratenpartei. Die Gelder für die Studie kommen von seiner Fraktion Grüne/Europäische Freie Allianz.