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Edeka: Muttertags-Spot geht nach hinten los

Vielleicht fanden es die Mütter ja lustig, ein großer Teil der übrigen Bevölkerung offenbar nicht: Mit seinem Online-Spot zum Muttertag kassiert Edeka Spott und Häme. Der Shitstorm, in den sich auch die Politik eingemischt hat, fordert zum Boykott von Edeka auf.

Männer als Looser dargestellt

Grund für viele verärgerte Kunden ist das Fazit des Online-Spots, den die Agentur Jung von Matt / Next Alster für Edeka kreiert hat: „Danke Mama, dass du nicht Papa bist.“ Dem Unternehmen wird Sexismus und Männerfeindlichkeit vorgeworfen und im Netz wird zum Boykott der Marke aufgerufen. In dem Online-Spot werden Väter auf die Schippe genommen, sie werden als Looser dargestellt, die keine Ahnung davon haben, was ihre Kinder wirkllich brauchen. Väter können nicht zuhören, sie können nicht Haare kämmen und nicht einmal einen Mixer bedienen. Deshalb bedankt sich ein Kind schließlich bei seiner Mutter mit dem Satz, der nun so hohe Wellen schlägt: „Danke Mama, dass Du nicht Papa bist.“

Die satirische Anspielung ist offenbar nach hinten los gegangen, die Community ist nicht belustigt, sondern fühlt sich angegriffen. Die Rolleneinteilung in eine Mutter, die souverän den Haushalt führt und einen Vater, der davon keine Ahnung hat, greift nicht mehr. Sogar Kinder melden sich zu Wort und nehmen ihre Väter in Schutz. Der Spot wirke diskriminierend, aufgesetzt – ja gar geschmacklos.

Auch die bayerische Familienministerin Kerstin Schreyer hat sich eingeschaltet: „Eltern führen keinen Wettbewerb um die Zuneigung ihrer Kinder.“ Man dürfe Väter nicht als „die schlechteren Elternteile“ hinstellen, sagte Schreyer dem Münchner Merkur. Der Online-Spot spiele Väter und Mütter gegeneinander aus und das sei nicht in Ordnung.

Viele Tausend Dislikes

Auf Youtube wurde der Spot an nur einem Tag mehr als eine halbe Million Mal aufgerufen. Wenig später hatte der Spot bereits 1,4 Millionen Klicks. Häufiger als 10.000 Mal wurde der Spot auf Youtube – zumeist negativ – kommentiert. Der Spot bekam mehr als 40.000 Dislikes, Tendenz steigend. Ein User beklagt: „Offensichtlich spielen die Leistungen von Vätern im Alltag keine Rolle beim Muttertagsgeschäft.“ Wettbewerber Lidl hat die Misere gleich zu seinen Gunsten genutzt und kontert entsprechend: „Danke Lidl“, tönt der Discounter, „dass Du nicht Edeka bist.“

Edeka Hamburg nimmt auf Facebook zu den Vorwürfen Stellung: „Wir wollten Väter mit unserem Spot nicht als schlecht darstellen.“ Man habe lediglich auf humoristische und etwas überspitzte Art allen Müttern „Danke“ sagen wollen. Das ging zwar gründlich schief, aber immerhin ist das Feuer in einer Diskussion wieder aufgeflammt, die nach wie vor spannend bleibt: Die Rollenverteilung von Müttern und Vätern. Edekas Agentur Jung von Matt liefert mit dem Spot für das Unternehmen nicht zum ersten Mal reichlich Zundstoff für impulsive Diskussionen. Vor Weihnachten machte im vergangenen Jahr der Spot #Heimkommen Furore. Im Zentrum stand ein alter Mann, der seinen eigenen Tod vortäuscht, nur damit seine Kinder an Weihnachten nach Hause kommen. Der Spot wurde ein weltweiter Viralhit. Der Muttertags-Spot erreicht vermutlich auch über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit, allerdings in negativem Sinn.