E-Commerce: Versandhandel im Sinkflug

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E-Commerce: Versandhandel im Sinkflug

Während der Pandemie konnte der Versandhandel wiederholt ein sattes Umsatzplus verzeichnen, jetzt müssen die Versender in Deutschland erstmals seit Beginn der Messungen im Jahr 2014 herbe Einbußen verkraften. Besonders betroffen sind die Multichannel-Händler. Die Marktplätze und D2C stehen besser da.

16,8 Prozent unter dem Vorjahresvergleich liegen über alle Branchen hinweg die Gesamtumsätze der Onlinehändler (ohne Preisbereinigung) vom 1. Oktober bis 30. November (Black Friday inbegriffen). Kleiner Lichtblick: Trotz allem bleibt ein Umsatzplus von 13,1 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019.

Für die Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“, die der bevh bei Beyondata in Auftrag gegeben hat, wurden das gesamte Jahr 2022 hindurch 40.000 Menschen in Deutschland ab 14 Jahren zu ihrem Onlineshopping-Verhalten befragt. Alle Ergebnisse wird der Verband der Onlinehändler zu Beginn des Jahres 2023 veröffentlichen.

Mode-Branche schwächelt besonders

Auffällig ist im direkten Vergleich mit 2021, dass vor allem die Mode-Branche stark ins Hintertreffen geraten ist. Die Branche konnte nicht vom Weihnachtsgeschäft profitieren, doch wenigstens liegen die Umsätze der Monate Oktober und November gleichauf mit dem Weihnachtsgeschäft von 2019. Preiserhöhungen lassen sich aktuell höchstens im Luxussegment durchsetzen.
Andere Sparten zeigen sich weniger rückläufig, doch ein stabiles Wachstum weisen lediglich die Güter des täglichen Bedarfs auf. Haushaltswaren- und Geräte können mit Plus 2,9 Prozent leicht zulegen. Schlecht läuft es für Möbel, Deko und Lampen (Minus 9,1 Prozent), auch Heimtextilien verzeichnen einen Verlust von Minus 5,8 Prozent.

D2C-Vermarkter können optimistisch sein

Martin Groß-Albenhausen vom bevh betont, dass sich „etwaige Hoffnungen auf das Weihnachtsgeschäft“ für den Versandhandel zerschlagen haben und die Branche der “ allgemeinen Konsumflaute“ wenig entgegenzusetzen habe. Unterhaltungselektronik und Mode werden deutlich weniger online gekauft, daran haben auch die Black Week und die Cyber Week kaum etwas geändert.

Besonders auffällig sind die Verluste, die die Multichannel-Händler verschmerzen müssen. Die stationären Anbieter, die auch Online-Geschäfte betreiben, sind sogar unter das Vor-Corona-Niveau von 2019 gefallen. Mehr Grund zu Optimismus haben dagegen die D2C-Vermarkter. Sie können ihr Plus vom Weihnachtsgeschäft 2021 zwar nicht halten , weisen gegenüber 2019 aber ein Wachstum von knapp 85 Prozent auf und haben damit ihren Umsatz nahezu verdoppelt.

Händler erwarten keine Besserung

Die Stimmung der Mitglieder im bevh ist angesichts dieser Zahlen recht verhalten. 34,8 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen auch in naher Zukunft mit „niedrigeren Umsätzen“, 17,4 Prozent halten „deutlich niedrigere Umsätze“ für realistisch. Höhere Umsätze erhoffen sich immerhin 24,6 Prozent und 4,4 Prozent prognostizieren „deutlich höhere Umsätze“. 18,8 Prozent gehen davon aus, das die aktuelle Lage im Wesentlichen unverändert bleibt.

Doch was werden im kommenden Jahr die größten Gefahren für das eigene Geschäft sein? 74,3 Prozent nennen hier die „Verunsicherung der Verbraucher“. Auf Platz Zwei landen mit 64,3 Prozent „steigende Kosten im Einkauf“, 50 Prozent befürchten weiter „steigende Kosten für Verpackungen oder Logistik“.