Digitalisierung: Segen oder Zwangsjacke?

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Digitalisierung: Segen oder Zwangsjacke?

Horváth & Partners hat sich in den Führungsriegen deutscher Unternehmen zum Thema Digitalisierung umgehört: Sie sei ein Segen, sagen die einen. Sie hat die komplette Wertschöpfung des Unternehmens gesteigert. Doch zwei Drittel geben sich in einem Punkt zögerlich: Sie sind nicht sicher, ob jeder digitale Fortschritt der Firma auch wirklich nützt.

Für die Studie „Digital Value 2019“ hat die Managementberatung Horváth & Partners insgesamt 300 Führungskräfte befragt. Worin sich alle einig sind: Der digitale Fortschritt wird weitere Umwälzungen bringen, die die Unternehmen meistern müssen. Klassische Geschäftsfelder – und damit auch Arbeitsplätze – werden wegbrechen. 76 Prozent rechnen mit einschneidenden Veränderungen und 84 Prozent erwarten, dass sich der Markt weiter konsolidieren wird.

Die Digitalisierung fragt nicht nach dem Einzelnen

Die Abläufe im Unternehmen sind durch die Digitalisierung definitiv komplexer geworden, sagen 78 Prozent der befragten Entscheidungsträger. Allerdings kritisieren viele Manager, dass die Digitalisierung nicht nach dem Einzelnen fragt: Die Möglichkeit, selbst proaktiv zu handeln, werde einem durch den digitalen Fortschritt oft abgenommen. Neue Prozesse werden übergestülpt – ein Vorgehen, das eher an eine Zwangsjacke erinnert, als an modernes, selbstbestimmtes Arbeiten. 67 Prozent der Führungskräfte bemängelten, dass durch die Digitalisierung auch Maßnahmen umgesetzt werden müssen, von denen das Unternehmen nicht unbedingt profitiere. 73 Prozent kritisierten, dass technologische Lösungen oft schon im Unternehmen implantiert werden, bevor sie ausgereift und vom Markt erprobt sind. Vor allem Manager in den Bereichen Automobil, Transport, Logistik und Reise denken so. 90 Prozent der Entscheider in der Industriegüter- Finanz- und Hightech-Branche denken dagegen, dass sie dank der Digitalisierung eine größere Wertschöpfung in ihrem Unternehmen erreicht haben. Es sind vor allem Vorstände und Geschäftsführer, die einen großen wirtschaftlichen Nutzen in der Digitalisierung sehen.

Top-Manager stufen sich als kompetent ein

Beim Thema Digitalkompetenz ist das Selbstbewusstsein groß: 88 Prozent geben an, dass sie gut aufgestellt sind. Besonders die höchsten Führungsebenen zeigen sich optimistisch. Im mittleren Management herrschen dagegen mehr Zweifel, ob die Unternehmensleitung wirklich fit ist, um alle digitalen Neuerungen auch umzusetzen.
Damit sich alle motivierter fühlen, hat die Hälfte aller befragten Unternehmen Zielvereinbarungen zum Thema digitaler Fortschritt mit der Führungsriege getroffen. In einem Fünftel der Unternehmen gelten diese Zielvereinbarungen für alle Mitarbeiter. Vor allem die Medien- und Telekommunikationsbranche geht bei solchen Zielvereinbarungen führend voran, die Hightech- und Industriegüterunternehmen hinken noch hinterher.