Das Impfthema bringt die Wirtschaft ins Schwitzen

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Das Impfthema bringt die Wirtschaft ins Schwitzen

Es ist ein brisantes Thema für die Online- und Offlinewirtschaft mit bislang ungewissem Ausgang: Die Impfquoten in Deutschland stagnieren und vor allem Arbeitgeber stehen vor dem Rätsel, wie sie mit diesem Umstand umgehen sollen. Sind Impfprämien für alle, die sich pieksen lassen, der richtige Weg? Sollte generell eine Auskunft über den Impfstatus – zumindest für die Zeit der Pandemie – angeordnet werden? Die Gemüter sind gespalten.

Immer deutlicher wird: Das Impfthema bringt nicht zuletzt der Wirtschaft Stress, erschwert innerbetriebliche Abläufe und droht, Verluste auszulösen. Denn Deutschland zählt nicht gerade zu den Impfweltmeistern: Hierzulande sind aktuell gut 67 Prozent der Bevölkerung einmal und lediglich 63 Prozent zweimal gegen Covid-19 geimpft. Seit einiger Zeit stagnieren die Zahlen fast, andere europäische Länder haben deutlich bessere Quoten zu bieten. Die niedrige Quote in Deutschland bringt in Zusammenhang mit dem Recht der meisten Arbeitnehmer, ihren Impfstatus für sich zu behalten, vor allem Unternehmen mit viel Kundenkontakt in die Bredouille.

Was tun? Ansätze, das Hinhalten des Armes für eine Impfung mit einer Pizza, Vergünstigungen oder gar Prämien zu belohnen, sind umstritten. Die Ökonomin Nora Szech, Corona-Expertin bei der Helmholtz-Gesellschaft, hat neulich in einer Studie vorgerechnet, dass die Impfbereitschaft auf 80 Prozent der Bevölkerung ansteigen würde, wenn fürs Impfen eine Prämie von 100 Euro gezahlt würde. Bei einer Zahlung von 500 Euro kratze man sogar an den 90 Prozent.

Wie wertvoll ist ein Geimpfter für die Gesellschaft?

Doch der Deutsche Gewerkschaftbund (DGB) ist bislang nicht bereit, bei diesem Thema Nägel mit Köpfen zu machen. Es wird stattdessen weiter betont, dass der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz durch organisatorische und technische Maßnahmen gesichert werden müsse. Im direkten Sinne werde Impfen nicht als Instrument des Arbeitsschutzes definiert – vor allem nicht, weil schließlich auch Geimpfte das Virus noch immer übertragen können.

Das Ifo-Institut berechnet den sogenannten „sozialen Wert“ , eines vollständig geimpften Menschens in Deutschland immerhin auf 1500 Euro. Die Berechnungsgrundlage: Je mehr Menschen komplett durchgeimpft sind, desto sicherer sei es, dass die Wirtschaft und das öffentliche Leben am Laufen gehalten werden können. Interessante Vorstöße großer Unternehmen gibt es bereits: Das IT-Unternehmen SAP vergab für jede Zweitimpfung Lose. Als Gewinn winkten Freikarten beim lokalen Bundesligisten TSG Hoffenheim.
Ganz nach amerikanischem Vorbild gestaltete der Lotterieanbieter Lotto24 seinen Impfanreiz: Er begründete eine privatwirtschaftlich organisierte Impf-Lotterie. Im großen Topf: Gewinne bis zu einer viertel Million Euro.

Impfquote: Wohin geht die Reise?

Werden nach der Bundeswahl schärfere Maßnahmen ergriffen, um die Impfquote zu steigern oder überlässt man das Ziel weiterhin kreativen Unternehmen? Eine De-facto-Impfpflicht würde nach der bisherigen Definition gegen das Grundgesetz verstoßen. Bestimmungen wie sie jüngst Italiens Regierung festgelegt hat, nämlich dass alle im privaten sowie öffentlichen Bereich Beschäftigten bis zum 15. Oktober ein Zertifikat vorweisen müssen, sind hierzulande aktuell nicht umsetzbar. Es bleibt also spannend – und bis dahin gilt: Bleiben Sie gesund!