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Corona: Weiterbildung wird vernachlässigt

Seit Ausbruch der Corona-Krise wurde in kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland vor allem an einem gespart: An der betrieblichen Weiterbildung. 38 Prozent der mittelständischen Firmen haben derartige Maßnahmen für ihre Mitarbeiter reduziert, gut jedes zweite dieser Unternehmen hat die Weiterbildung komplett gestoppt.

Bei weiteren knapp 30 Prozent der mittelständischen Unternehmen wurden im vergangenen Jahr keine Fortbildungen finanziert oder durchgeführt. Deshalb lag die Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2020 bei rund 1,89 Millionen Unternehmen auf Eis. Das hat KfW Research anhand des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels ermittelt.

Überleben ist wichtiger als Schulungen

Der wesentliche Grund hierfür liegt auf der Hand: Viele Firmen kämpfen seit Corona ums finanzielle Überleben. Die Unternehmen sind aktuell meist gezwungen, kurzfristig zu handeln, um einigermaßen stabil zu bleiben, Durch Umsatzrückgänge fehlt es zudem schlicht an den nötigen finanziellen Mitteln für Weiterbildung. Wackelig ist in vielen Firmen auch, ob Personal reduziert werden muss. Warum also Mitarbeiter schulen, die das Unternehmen ohnehin verlassen werden? 25 Prozent der Firmen im Mittelstand haben Angst vor dem Ruin ihres Unternehmens – von diesen hat 2020 jedes zweite die Fortbildung komplett eingestellt.

Ein weiteres Problem besteht bislang im grundsätzlichen Aufbau von Fortbildungen: Sie finden in aller Regel als Präsenzveranstaltungen statt – und das ist aktuell nur schwerlich mit dem Infektionsschutz vereinbar. Digitale Weiterbildungsangebote sind zwar möglich – doch sie lassen sich nicht beliebig ausbauen. Ein Punkt ist auch: Digitale Formate erfordern ein bestimmtes Maß an technischer Ausstattung, Eigenmotivation und Medienkompetenz.

Digitalkompetenzen gefragt wie nie

Trotzdem sehen die mittelständischen Unternehmen nach wie vor, dass der Bedarf an Weiterbildung auch in der Corona-Krise unverändert besteht. Einen Sektor gibt es, auf dem der Fortbildungsbedarf seit dem vergangenen Jahr rapide gestiegen ist: Bei den digitalen Kompetenzen. 46 Prozent der mittelständischen Firmen meldete hier zu Beginn dieses Jahres erhöhten Bedarf an. Damit sind die Digitalkompetenzen inzwischen wichtiger als Kernkompetenzen (44 Prozent) oder jedes andere Thema. Es sind vor allem relativ kurzfristige, grundlegende Digitalkompetenzen, die in den Vordergrund rücken – egal, ob es dabei um die Bedienung von Standardsoftware, Computern und Tablets geht, um den Umgang mit sozialen Medien oder um Spezialsoftware und digitale Produktionsmaschinen.

Gespannt gilt es, die weitere Entwicklung abzuwarten. Auch wenn die Corona-Krise anhält, wird der technische Fortschritt nicht gestoppt. Setzt sich der Negativtrend beim Thema Weiterbildung fort, dann steht eines zu befürchten: Dass sich in den Unternehmen bald eine große Lücke auftut zwischen dem, was von Mitarbeitern geleistet werden soll und dem, was sie faktisch leisten können.