Corona-Warn-App Positiv für die Branche

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Corona-Warn-App: Positiv für die Branche?

Sie steht zum Download bereit und soll das Covid-19-Virus bekämpfen und eindämmen: Die Corona-Warn-App hat für viele Diskussionen gesorgt, vor allem zum Stichwort Datenschutz. Jetzt hängt die Akzeptanz der App davon ab, wie die Bevölkerung sie nutzt und annimmt. Doch was bedeutet die Corona-Warn-App für die Digital-Branche? Falls sie erfölgreich ist, könnte sie das Vertrauen der Bevölkerung in digitale Services nachhaltig stärken, schätzen Experten.

Transparent aber nicht komplett einsehbar

Infektionsketten sollen mittels der Corona-Warn-App besser erkannt werden. Die Verbraucherzentrale klärt auf: Treffen sich Nutzer, deren Smarphone mit einer Tracing-App ausgestattet ist, dann können sich die Geräte erkennen. Es werden anonymisierte IDs ausgetauscht, die für höchstens 14 Tage auf den Geräten lokal gespeichert werden. Aufgezeichnet werden nicht nur die IDs, sondern auch Dauer und Zeitpunkt des Kontakts sowie die Signalstärke. Falls eine Person angibt, dass sie positiv auf Covid 19 getestet wurde, so werden alle temporären IDs, die das Gerät dieser Person während der letzten 14 Tage generiert hat, direkt an einen Server geschickt. Auf diesem Server liegen die IDs dann bereit und können von anderen Nutzern abgeglichen werden. Die Nutzer erfahren allerdings nicht die konkrete ID, sondern lediglich, ob sie relevanten Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Für die Nutzer der App sind die ID-Listen nicht einsehbar. Auch infizierte Personen erfahren nicht, welche Nutzer eine Warnung erhalten.

Die Agentur Frau Wenk hat bereits im April eine Umfrage unter 39 Daten- und Digitalexperten gestartet, die ein klares Meinungsbild offenbart: Die Akzeptanz der App ist groß, ebenso die Bereitschaft, sie privat zu installieren. Zudem geht der Großteil der Experten davon aus, dass die Corona-Warn-App die Bereitschaft in der Bevölkerung dahingehend stärken kann, datengetriebene Geschäftsmodelle zu begrüßen.

Datenschutz und technische Innovationen kein Widerspruch

Rico Knapper ist Geschäftsführer von Anacision und findet die Diskussion über die App überspitzt. „Es ist eine App, die Leben retten kann.“ Menschen würden mit ihren Daten in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram weit sorgloser umgehen. Wichtig bleibe, dass die Nutzung der Warn-App auf freiwilliger Basis erfolge und dass der Datenschutz mit einbezogen wird. Eine gut gestaltete Warn-App, sagt Knapper, werde die Akzeptanz der Bevölkerung für digitale Modelle mit Sicherheit stärken. Zentraler Punkt bleibe, dass sich die Aspekte Datenschutz und digitale Innovation miteinander verbinden lassen.

Gesundheitsbranche soll ihre Skepsis abbauen

Willms Buhse ist CEO der Hamburger Managementberatung DoubleYUU und leitet auch den Weiterbildungspartner D-cademy. Er fungiert als Digitalbeirat einer großen Krankenkasse und schätzt das „transparente Vorgehen“ bei der Einführung der Corona-Warn-App. Das Konzept der App stelle den Nutzer und seine Selbstverantwortung in den Mittelpunkt. Buhse hofft, dass die App großflächig genutzt wird und einen wesentlichen Schritt zu mehr Digitalisierung markiert. Die App könne dabei helfen, „die Technikskepsis innerhalb der Gesundheitsbranche“ zu vermindern.

Mehr Klartext-Informationen nötig

Dennis Wagner ist CTO bei Denton Systems und denkt nicht, dass allein die Corona-App die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber datengetriebenen Geschäftsmodellen pushen wird. Er hält sie aber für ein „Puzzleteil“ eines großen Ganzen. Aufklärung und Kommunikation rund um den Datenschutz müsse von den Forschungseinrichtungen ernst genommen werden – und zwar mittels „Klartext-Informationen“, die auch jeder verstehen kann.