Corona pusht Online-Handel nicht wie erwartet

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Corona pusht Online-Handel nicht wie erwartet

Der stationäre Handel war lange geschlossen und funktioniert nun auf unabsehbare Zeit nur mit Maskenpflicht: Viele Händler sind deshalb davon ausgegangen, dass die Corona-Krise dem Online-Handel vor allem in den Bereichen Verbrauchs- und Gebrauchsgüter einen ordentlichen Schub verleiht. Dem ist jedoch nicht so, wie aktuelle Zahlen belegen.

Vor allem viele Handelsexperten waren gerade zu Beginn des Lockdowns überzeugt davon, dass der Online-Handel von der ungewöhnlichen Situation erheblich profitieren würde. Nach fast vier Monaten Pandemie zeigt sich nun: In den betrachteten Handelssegmenten haben sich die Zahlen in den Online-Sparten kaum verändert. Und das, obwohl die Verbraucher dem stationären Shopping überwiegend skeptisch gegenüber stehen und bei vielen die Motivation, eine Maske zu tragen, bereits sinkt.

„Brauche ich das wirklich?“

Laut der Umfrage „Corona-Handelstracker“ Umfrage von EY-Parthenon und Innofact gaben Ende Mai 60 Prozent der Konsumenten in Deutschland an, dass ihnen der stationäre Handel unter den gegebenen Bedingungen keine Freude mehr macht. Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, auch 10 Wochen nach Beendigung des Lockdowns noch keinen Einkauf in lokalen Geschäften getätigt zu haben. Viele Personen haben aber die Bring-Dienste der Supermärkte und Apotheken genutzt oder die Nachbarschaftshilfe in Anspruch genommen. Verbraucher haben sich offenbar auch häufiger die Frage gestellt: „Brauche ich dieses Produkt jetzt wirklich?“ und manche Käufe erstmal aufgeschoben. Beim Schlendern durch die Regale landet eben doch mehr im Einkaufswagen als bei einem vorab detailliert geplanten Einkauf.
Beleuchtet wurden in der Studie die Branchensegmente Lebensmittel, Drogerie, Medikamente, Getränke, Baumärkte, Tierbedarf, Bücher, Bekleidung, Sport und Freizeit, Elektronik und Möbel.

Online wächst lediglich in den Sparten Elektronik und Bekleidung

Überraschend ist, dass die Befragten in fast allen untersuchten Segmenten ihr Online-Kaufverhalten kaum verändert haben. Die einzige Ausnahme bilden der Elektronikhandel und das Segment Bekleidung. Zu Beginn der Corona-Krise gaben sieben Prozent der befragten Verbraucher an, Elektronikartikel überwiegend online zu kaufen. In einer letzten Messwelle von EY-Parthenon und Innofact waren es dann schon 13 Prozent. Bei den Sparten Bekleidung, Accessoires und Schuhe lagen die Angaben zu Online-Bestellungen zu Beginn des Lockdowns bei etwa zehn Prozent. Ende Mai gaben dann 23 Prozent der Befragten an, solche Artikel vorwiegend online zu shoppen.

Deutsche in der Pandemie sparsamer

Egal ob online oder offline: Die Corona-Pandemie hat die Deutschen offenbar sparsamer gemacht. Die Frage: „Brauche ich das wirklich?“ dominiert aktuell das Einkaufsverhalten. Viele Verbraucher sind vorsichtig geworden, was das Geld ausgeben betrifft – vermutlich nicht zuletzt aus Angst vor einer zweiten Pandemie-Welle und den den daraus resultierenden Konsequenzen für die allgemeinen und individuellen finanziellen Realitäten.